Für die BI Queichtal ist die Vorgehensweise des Verkehrsministeriums Rheinland-Pfalz, in dessen Auftrag der Landesbetriebs Mobilität (LBM) arbeitet, bei den Planungen des B10-Ausbaus als eine Täuschung im Verfahren bei der Erstellung des Bundesverkehrswegeplans 2030 (BVWP 2030) und am Ende des Steuerzahlers zu werten.
Im Zuge der Aufstellung wurden durch diese beiden Behörden für den B10-Ausbau zwischen der B48 Wellbachtal und Annweiler Ost Kosten von 158,7 Mio. Euro ermittelt. Diese Kostenangabe flossen in den BVWP 2030 als offizielle Baukosten ein, u. a. wurde auf deren Basis auch ein ziemlich schlechtes Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) von lediglich 1,4 ermittelt. Bei einem NKV kleiner eins ist ein Projekt nicht mehr bauwürdig.
Auf Basis dieser Kostenangabe wurde das Projekt auch in den BVWP 2030 aufgenommen, im Dezember 2016 segnete der Deutsche Bundestag, u. a. auch mit Zustimmung der beiden südpfälzischen Abgeordneten Gebhardt und Hitschler den Plan mehrheitlich ab.
Nun, knapp 3 Jahre Jahre später, kommt der LBM aus der Deckung und beziffert die Baukosten für seine Vorzugsvariante mit 276 Mio. Euro. Eine Steigerung um 117 Mio. Euro, was einer Steigerungsrate von sage und schreibe 74 % gleichkommt. Die ebenfalls denkbare Maximalvariante, ein vierspuriger Basistunnel, liegt sogar noch weit darüber bei 374 Mio. Euro, Steigerungsrate 136%.
Für die BI Queichtal hat diese Vorgehensweise einen bitteren Nachgeschmack, da offensichtlich die Bauwürdigkeit dieses Projektes im BVWP 2030 gesichert werden sollte. Am Ende zahlen der Steuerzahler und unsere Kinder die Rechnung, ein Fall der sicherlich auch die Rechnungshöfe auf Landes- u. Bundesebene interessieren wird.
Ähnliches kann man bei den folgenden Projekten feststellen: Bei dem Tunnelprojekt Bad Bergzabern wurden zu Beginn lediglich Kosten in Höhe von 34 Mio. Euro veranschlagt. Inzwischen liegen die Kostenprognosen bei 62 Mio. Euro, wobei das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht ist.
Für den 6-spurigen Ausbau der A61 zwischen Speyer und Frankenthal ist man mit 600 Mio. Euro gestartet inzwischen liegen die Baukosten bei 1,4 Milliarden Euro.
Die Detailplanungen für die B10 im Queichtal selbst rufen Kopfschütteln und Entsetzen hervor. Für die Anbindung der Vorzugsvariante an das bestehende Straßennetz wird der Eingang des Wellbachtales, der Bereich am Schwimmbad Annweiler und die Auffahrt Annweiler Ost mit Betonmonstern zugepflastert, welche dem Horrorbauwerk bei Hinterweidenthal entsprechen oder diesem sehr nahekommen.
Auch östlich Queichhambach, beim Klemmental in Albersweiler, bei Birkweiler mit dem dort im Querschnitt stellenweise 7-8 Fahrbahnen einnehmenden Tunnelbauwerk sowie bei der Anbindung Godramstein, werden weitere dieser Megabauwerke notwendig werden.
Zwischen Rinnthal und Godramstein insgesamt siebenmal Betonwahn a la Hinterweidenthal. Mit riesigem Flächenfrass und brachialer Gewalt mitten durch das Biosphärenreservat Pfälzerwald und sogar mitten durch das größte Naturschutzgebiet am gesamten Haardtrand, dem Kirchberg bei Albersweiler: Durch den deutlich größer werdenden Einschnitt für die zweite Klemmentalbrücke wird von dem Naturschutzgebiet wohl nichts mehr übrigbleiben wird.
Außerdem werden bei der bevorzugten Planung den Bewohnern im Westen von Annweiler fast 1-2 km frei liegende Autobahn zugemutet. Der Autobahnbogen zwischen den beiden Tunnels soll nicht nur landschaftsschädigend mit einem riesigem Kreisel von 100 m Durchmesser an die regionalen Straßen angebunden werden, er sorgt auch für einen nicht einzudämmenden Lärmkorridor, in dem der Lärm und die Schadstoffe von den prognostizierten 36000 Fahrzeugen bei einem LKW-Anteil von 18% (mindestens 6500 LKW) vermutlich dann auch nachts ausgestoßen, sich ungehindert über Annweiler ergießt. Diese Korridorwirkung kann man nicht durch passiven Lärmschutz entschärfen.
Aus der Sicht der BI Queichtal werden dadurch die Bewohner von Annweiler zum Bauernopfer eines ungehemmten Autobahnwahns. Ein Basistunnel als mögliche Alternative würde dann zwar Annweiler West entlasten, aber den Verkehr bei Annweiler Ost von Landau kommend zur Anbindung an die B 48 durch die gesamte Siedlung auf der alten B10 führen. Dies würde dann wieder den alten Zustand von der Zeit vor dem Tunnelbau, die damals als Entlastung für Annweiler geplant als Ortsumgehung gebaut wurde, herstellen - tolle Entwicklung.
Umso mehr lautet unsere Forderung : Europäischer LKW-Transitverkehr raus aus dem Queichtal, dann brauchen wir keinen Ausbau der B10 zu einer Autobahn.
Statt den Klimawandel Rechnung tragender und zukunftsfähiger Verkehrskonzepte, wie die Elektrifizierung und das zweite Gleis für die Queichtalbahn, plant Politik und LBM weiterhin seine Projekte aus dem letzten Jahrhundert, welche den aktuellen Anforderungen nicht mehr gerecht werden und keine Zukunft haben.